Wird die virtuelle Realität die uns bekannte Payment-Welt verändern?
Smarte Technologie, digitale Vernetzung, das Internet-of-Things (IoT) und künstliche Intelligenz – Trends die uns in eine Welt von veränderten Kundenbedürfnissen und veränderten Verhaltensweisen führen.
Der Handel wird in der Zukunft an vielen Orten stattfinden, die Point of Sale Infrastruktur sich verlagern – vermutlich mehr und mehr auf Smart-Devices, unsere ständigen Begleiter – immersiv, intuitiv und convenient.
Bleibt die Frage:
Wie wird man mit solchen immersiven Smart-Devices in der virtuellen Welt bzw. erweiterten Realität („Extended Reality“) bezahlen?
EXTENDED REALITY - Eine kurze Definition
Wenn wir unsere Wahrnehmung durch immersive Technologien erweitern, sodass virtuelle Inhalte sich nahtlos über unsere Sicht der realen Welt legen, dann spricht man von der erweiterten Realität (Extended Reality, XR).
Augmented Reality Brillen
Sind die AR-Brillen aufgesetzt, werden digitale Inhalte in das Sichtfeld des Benutzers projiziert. Die Brillen nutzen transparente oder halbtransparente Displays, sodass die reale Welt und die eingeblendeten Informationen gleichzeitig gesehen werden können.
Mixed - & Virtual Reality Headsets
Die Headsets verwenden spezielle Display-Technologie und Linsen, um die Sicht auf die reale Welt abzudunkeln oder zu blockieren. Sie ermöglichen das räumliche bzw. immersive Erleben digitaler Inhalte. Kameras an der Außenseite des Gerätes nehmen ein Video auf, welches auf das Display auf der Innenseite direkt projiziert wird, wodurch das Headset (bei Bedarf des Nutzers) „durchsichtig“ wird. Im AR bzw. MR-Modus lassen sich App-Anwendungen & Co. in der physischen Umgebung einblenden und mit dieser kombinieren. Im VR-Modus wird die physische Umwelt vollständig ausgeblendet und durch eine virtuelle Umgebung „ersetzt“. So können beispielsweise Filme auf einer Art digitaler Großleinwand konsumiert werden – ohne die physischen Grenzen der physischen Umwelt, in der sich die Nutzer befinden.
Prognosen
Positive Absatzprognosen für XR-Devices implizieren Potenzial für weltweit zunehmende Relevanz...
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von IDC Forecasts Robust Growth for AR/VR Headset Shipments Fueled by the Rise of Mixed Reality
...auch in Deutschland können XR-Devices perspektivisch stärker verbreitet sein.
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Statista Market Insights (2024)
Bereits heute können wir eine breite Anbieter- und Devicelandschaft beobachten. Bei dieser Vielfalt gilt es die wesentlichen Player frühzeitig zu identifizieren, um den Sparkassenkunden auch hier das Bezahlen zu ermöglichen.
Mixed - & Virtual Reality Headsets
Augmented Reality Brillen
Quelle: SPAYCE-Research, kein Anspruch auf Vollständigkeit.
XR-Devices
XR-Devices bieten Potenzial für diverse Anwendungsfälle bei denen auch Zahlungen stattfinden können
Die Vielfalt der Use Cases und das damit einhergehende Angebot an Apps, Spielen und weiteren Inhalten impliziert, dass Nutzer von XR-Devices in den meisten Fällen nicht um das Thema Bezahlen herumkommen.
Wie auch auf den bereits fest etablierten Formfaktoren – Smartphone, Tablet & Co. – ergeben sich Zahlungssituationen in den vielfältigen Use Cases. Entsprechend gibt es auch in XR verschiedene „Orte“, an denen Zahlungen stattfinden können.
Einerseits Betriebssystem-basiert, der native „App-Store“ des Devices sowie innerhalb von Anwendungen (In-App/-Game-Käufe) und auf der anderen Seite alle Browser-basierten Szenarien, wie der Besuch eines Online-Shops über die Website. Hier können ebenfalls, je nach Zahlungs-Mix, etablierte Zahlungsmethoden respektive -mittel genutzt werden.
Bisherige Tests mit ausgewählten Devices zeigen, dass bei den Betriebssystem-basierten Zahlungs-Mixen hauptsächlich Kartenzahlungen und PayPal angeboten werden. Je nach Hersteller sind auch Gutschein-/Guthabenkarten eine Alternative.
Durch die Integration neuer Technologien und Interaktionsmöglichkeiten eröffnen sich innovative und immersive Möglichkeiten zur Gestaltung von Payment-Momenten. Es entstehen neuartige, immersive Payment-Erlebnisse. Die Integration von Wearables und biometrischen Technologien wie Gesichts- oder Iriserkennung in den Zahlungsprozess ermöglicht den Nutzern, durch einfache Gesten Zahlungen zu autorisieren.
Beispiel eines App-Kaufs mit der Apple Vision Pro
Auswahl der gewünschten App inkl. Darstellung des Preises.
Authentifizierung mittels Optic ID. Der Nutzer blickt auf das Augen-Symbol. Als biometrisches Merkmal wird dabei die Iris genutzt.
Darstellung der Zahlungsbestätigung. Die Zahlung wurde erfolgreich über das Headset durchgeführt.
Blick in die Zukunft
Das Payment Frontend und die Zahlungsauslösenden Geräte werden sich stark wandeln. Wearables und Biometrie könnten dominieren. Das Zahlungs-Backend bleibt aber größtenteils stabil, da die Etablierung neuer Standards ein langjähriger Prozess ist.
Der Erfolg von EPI bzw. wero und des digitalen Euros ist grundsätzlich zu beobachten. Dies gilt auch für deren Akzeptanz bzw. das Bedürfnis der Nutzer, diese auch auf XR-Devices einzusetzen.
XR-Geräte haben das Potenzial, zu Begleitern in unserem Alltag – wie Smartphone, Tablet & Co. heute - zu werden. In diesem Szenario ist es ein Hygiene-Faktor, dass neuartige Zahlungslösungen wie wero auch auf diesen Devices nutzbar sind – mit einer User Experience, die den Möglichkeiten des Formfaktors und Kundenanforderungen gerecht wird, um den Kunden von morgen ein über verschiedene Geräte hinweg konsistentes Zahlungserlebnis bieten zu können.
4 Handlungsfelder für eine erweiterte, virtuelle Realität in der Zukunft
Zukünftig werden vernetzte digitale Realitäten neue Herausforderungen an Finanzdienstleister stellen und auch bei Payment-Themen ein Umdenken erfordern. Im Fokus einer erfolgreichen Payment-Vision stehen hierbei vier Handlungsfelder:
Mehrwert rund um's Payment bieten.
In Zukunft werden Payments niedrigschwelliger und können durch die verstärkte Einbettung in die Customer Journeys aus Kundensicht verstärkt „in den Hintergrund rücken“. Um durch eine beständige Kundenrelevanz wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten Banken und Finanzdienstleister (XR-optimierte) Mehrwerte rund um Payments bieten:
- Services und Zusatzleistungen während des Zahlungsvorgangs integrieren
- z.B. personalisierte Angebote, kundenspezifische Value Added Services, Loyalty-Programme
Den Weg zur "Daten-Bank" prüfen.
Um zu verhindern, dass Tech-Unternehmen die Payment-Schnittstellen vollständig besetzen, könnten sich die Institute und/oder ihre zentralen SFG-Dienstleister als vertrauenswürdiger Datentreuhänder positionieren. Dabei sollten sie den »Data as a Currency« Trend nutzen. Die Identifikation und Autorisierung der Nutzer sollte durch die Bank ohne Datenaustausch ermöglicht werden.
Partnerschaften mit Smart-Device Herstellern.
Banken und Finanzdienstleister können von Partnerschaften mit Smart-Device Herstellern profitieren, um ihre Lösungen respektive Produkte (ggf. vor ihren Wettbewerbern) auf den für ihre Kunden relevanten Devices optimal zu integrieren. Dabei bieten sich mehrere strategisch relevante Vorteile.
Micro-Payments unterstützen.
In einer digital vernetzen Welt wächst der Bedarf an schnellen, kleinen und effizienten Transaktionen (pay-as-you-go-Services). Wir bezahlen öfter, kleinteiliger und teilweise mit automatisierten Prozessen. Systeme für Echtzeit-Micropayments werden durch Entwicklungen wie Machine-to-Machine Transaktionen und Blockchain-Technologien beschleunigt. Die Unterstützung und Nutzung dieser Systeme durch Finanzdienstleister kann die Kundenzufriedenheit erhöhen.
Die jüngsten Ereignisse, wie bspw. der Markteintritt von Apple mit der Vision Pro, sowie die Präsentation neuer Versionen des Quest 3 Headsets und AR Brille „Orion“ von Meta sind nur ein kleiner Ausschnitt der aktuellen Signale, die Stand heute auf eine positive Entwicklung dieser Technologien bzw. des Technologie-Trends hindeuten.
Wir sind bereits inmitten einer spannenden Entwicklung, die es aufmerksam zu verfolgen gilt - eben auch im Payment-Kontext - Denn hier gilt ebenfalls:
"Payment ist nicht alles, aber ihne Payment ist (fast) alles nichts."
Autor:innen
Tobias Weber
Teamleiter Business Innovation Management, (Co-)Head SPAYCE & Team
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