Stuttgarter Weihnachtsmarkt: Glühwein ohne Bargeld – geht das?
„Bitte zwei Glühwein, eine Rote und einmal Reibekuchen!“
Endlich ist es wieder soweit: Bis zum 23. Dezember zaubert der Stuttgarter Weihnachtsmarkt - einer der größten, ältesten und schönsten Weihnachtsmärkte Europas - mit jeder Menge Lichterglanz und märchenhaft geschmückten Buden festliche Stimmung in die Innenstadt zwischen Schloss-, Schiller-, Karls- und Marktplatz. Der Duft von gebrannten Mandeln, heißen Maronen, Glühwein, und Rostbratwürsten zieht die Besucher:innen wie magisch an die Stände.
Aber können sie all das auch mit Karte oder Smartphone bezahlen?
Ich habe mir das auf einem Rundgang einmal angeschaut.
Weihnachtszauber modern erleben: Wie der Stuttgarter Markt auf Bargeldlosigkeit setzt
Die Frage ist berechtigt: Laut Veranstalter-Homepage Budenzauber: Stuttgarter Weihnachtsmarkt 27.11. - 23.12.2024 kommen pro Jahr rund 3,5 bis vier Millionen Besucher:innen in die baden-württembergische Landeshauptstadt. Gäste aus dem In- und Ausland treffen sich in der Vorweihnachtszeit in der Stuttgarter City, um sich gemeinsam auf die besinnliche Weihnachtszeit einzustimmen.
Vor allem das internationale Publikum erwartet vielfach, auch auf dem Weihnachtsmarkt mit Debit- oder Kreditkarte zahlen zu können. Denn in anderen Ländern wird viel selbstverständlicher in allen Lebenslagen bargeldlos gezahlt als bei uns in Deutschland. Noch im Sommer hatte man ja anlässlich der EURO 2024 von vielen ausländischen Gästen kritische Stimmen vernommen, dass man an den Catering-Ständen vor und in den Fanzonen oft nur mit Bargeld oder der deutschen girocard bezahlen konnte.
Standbetreiber entscheiden selbst, wie sie kassieren
Wie sieht es beim Thema „Kartenzahlung“ auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt aus? Ich habe bei der zuständigen in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft mbH & Co. KG nachgefragt. Seitens des Veranstalters gebe es keine Vorgaben, bestimmte Zahlungsmittel an den Buden zu akzeptieren, teilte mir die Pressestelle mit. Dies liege in der freien Entscheidung jedes einzelnen Standbetreibers. Man bekomme aber schon mit, dass immer mehr Marktteilnehmer von sich aus bargeldloses Zahlen akzeptieren würden. Genaue Zahlen, an wie vielen der rund 250 Stände Kartenzahlung akzeptiert wird, könne man nicht nennen, da die Stände dies dem Veranstalter nicht melden müssen. Man hoffe aber, dass in Zukunft noch mehr Händler Kartenzahlung anbieten werden. Ich halte es für realistisch, dass es so kommen wird. Wir sind zwar im internationalen Vergleich etwas langsamer, aber auch hierzulande ist der Trend zum bargeldlosen Bezahlen unaufhaltsam.
An 45 der rund 250 Buden gibt es ein vielfältiges Angebot an deftigen und süßen Speisen sowie leckere Getränke; die Mehrheit der Stände bietet Kunsthandwerk und andere schöne Dinge an – von traditionellen Krämermarktartikeln wie Geschirr, Kleidung und Haushaltswaren über Holzspielzeug, Kunsthandwerk und Christbaumschmuck bis zu Winterkleidung, Honigprodukten und Kerzen.
Hier habe ich mich mal umgeschaut, einige wenige „Testkäufe“ gemacht und das Zahlverhalten der Besucher:innen beobachtet. Meine Eindrücke sind natürlich total subjektiv und alles andere als repräsentativ! Na klar: Denn hätte ich auch nur bei 10% der 250 Stände Testkäufe getätigt, wäre schon nach kurzer Zeit sowohl mein Weihnachtsmarkt-Budget als auch mein Magen überreizt gewesen („Mal sehen, ob ich den Glühwein da hinten auch mit Karte zahlen kann, hicks !!“)
Was mir schon am Eingangstor am Alten Schloss auffällt: Gleich links neben der Infotafel für die Weihnachtskonzerte steht unübersehbar ein mobiler Geldautomat, an dem sich die konsumwilligen Besucher:innen eben schnell noch mit Bargeld versorgen könnten. Ein Hinweisschild „Cashless Payment accepted“ oder „Kartenzahlung möglich“ sucht man hier allerdings (leider) vergeblich.
Standbetreiber entscheiden selbst, wie sie kassieren
Der erste Glühwein zum Aufwärmen will gekauft werden:
„Kann ich auch mit Karte zahlen?“
- „Nee, wir nehmen nur Bargeld“
„Ach so, OK danke!“
Auch später an einem anderen Glühweinstand komme ich mit meiner Karte nicht an. Insgesamt ist mein Eindruck, dass an den meisten reinen Getränke- und Schnell-Gastroständen (Glühwein, Würstchen, Pommes, Waffeln & Co.) Kartenzahlung seltener akzeptiert wird. Ich sehe hier oft noch die gute alte Geldkassette, in der Scheine und Münzen verstaut werden. Ein Grund dafür, dass sich kleinere Getränke- und Gastronomiebuden kein Kartenterminal hinter den Tresen stellen, mag sein, dass Kunden gerne mal ihre Bestellung ändern. Das habe ich mehrfach bei meinem Rundgang mitbekommen („Ach, geben se doch VIER Currywürste“, „Kann ich statt dem Flammkuchen doch lieber den Germknödel bekommen?“). Routiniertes Standpersonal rechnet das schneller im Kopf zusammen als umständlich die Bestellung im Terminal zu stornieren und neu einzugeben.
Bei den Getränkeständen spielt sicherlich auch das Thema „Gläserpfand“ eine Rolle. Das müsste dann trotz Kartenzahlung bar ausgegeben werden; also dennoch eine Bargeld-Kasse am Stand vorhanden sein. Natürlich gibt es inzwischen auch Kassensysteme mit Pfandverwaltung, die sind aber auch nicht für jeden Stand bzw. Betreiber geeignet. Daher bleibt es dort oft bei der guten alten Barzahlung.
Beim „Wintertraum“, der Rollschuh-Bahn am Schlossplatz (die allerdings offiziell nicht zum Weihnachtsmarkt gehört!), kann man übrigens an allen Ständen des angeschlossenen Schlemmerdorfs bargeldlos bezahlen – darauf weisen gut sichtbare Infoschilder hin. Auch wenn hier immer noch das alte ec-Logo verwendet wird! Aber was soll’s, die Leute wissen ja, was gemeint ist- und ich lasse mir hier den mit der girocard bezahlten Reibekuchen schmecken.
Einen leckeren Stollen für die Advents-Wochenenden möchte ich noch kaufen, da gibt es doch diesen Stand mit original Dresdner Stollen vor der Markthalle. Während ich mir noch die Auslage anschaue, fragt der Kunde, der vor mir dran ist, ob er mit Karte zahlen kann. Gar kein Problem, flugs hält ihm die Verkäuferin ein mobiles Terminal hin – und er zahlt dann sogar mit der Sparkassen-Card. Bingo!! Genau so muss es laufen! Ich hätte gerne ein „Beweisfoto“ geschossen, aber das schien mir dann doch zu aufdringlich.
Kunsthandwerk und Weihnachtsdeko gehen gut mit Karte
Positiv überrascht bin ich doch, dass an vielen Markt- und Handwerksständen Kartenzahlung akzeptiert wird. Das hätte ich nicht unbedingt erwartet. Das mag zum einen daran liegen, dass für Weihnachtsdeko, wärmende Merino-Pullover oder Silberschmuck höhere Preise aufgerufen werden, die so mancher dann doch lieber mit Karte bezahlt. Zum anderen hat man es in diesem Segment häufiger mit Betreibern zu tun, die übers Jahr ein stationäres Ladenlokal oder mehrere Filialen betreiben und dann zusätzlich noch auf dem Weihnachtsmarkt präsent sind. Diese Betreiber kennen die Vorteile der Kartenakzeptanz aus ihrem täglichen Business und wollen davon auch in ihrer Marktbude profitieren.
So weist etwa ein bekannter Hersteller von Erzgebirge-Weihnachtsschmuck gut sichtbar an seiner Eingangstür darauf hin, mit welchen Kartenzahlverfahren die Besucher:innen bei ihm bezahlen können.
Auch dieser Weihnachtsschmuck-Verkäufer macht unübersehbar mitten in seiner Auslage darauf aufmerksam, dass man bei ihm auch mit Kartenzahlung gut aufgehoben ist.
Sehr charmant fand ich auch dieses selbst gestaltete Hinweisschild an einem Kunsthandwerkstand. Sympathischer kann man doch nicht kundtun, dass die potenziellen Käufer:innen hier mit ihren Karten gern gesehene Gäste sind.
Mein Fazit
Insgesamt habe ich bei meinem Rundgang den Eindruck gewonnen, dass Besucher:innen des Stuttgarter Weihnachtsmarkts auch ohne Münzen und Scheine schon ganz gut „durchkommen“. An den reinen Getränke- und Essensbuden würde ich mir persönlich noch etwas mehr Kartenakzeptanz wünschen. Auch ist so manches Hinweisschild sehr klein oder etwas versteckt angebracht. Man sollte sich aber nicht scheuen, einfach zu fragen, ob man auch bargeldlos zahlen kann.
Ob nun Bargeld oder Karte ist letzten Endes zweitrangig – der Stuttgarter Weihnachtsmarkt mit seinen zauberhaft dekorierten Ständen und der herrlichen Lage an historischen Plätzen und Gebäuden der Stadt ist auf jeden Fall einen (oder auch mehrere) Besuche wert. Denn hier kommt man garantiert nach kurzer Zeit in besinnliche Stimmung und Vorfreude auf den Heiligen Abend!
Autor
Stephan Arounopoulos
Presse & Öffentlichkeitsarbeit
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