
Instant Payment im Selbsttest
2025 wird das Jahr für Instant Payment. Warum die Echtzeitüberweisung in unsere Zeit passt und was Kundinnen und Kunden beachten sollten, hat unsere Autorin Caro Beese aufgeschrieben.
Echtzeit-Überweisungen: Wie die EU-Verordnung das Banking modernisiert
Wer in den letzten zwei Monaten eine Überweisung getätigt hat, hat es vielleicht schon mitbekommen: Da hat sich was geändert. Seit Januar diesen Jahres nämlich müssen Finanzinstitute auf Basis einer EU-Verordnung „Instant Payment“, also Echtzeitüberweisungen, möglich machen. Geld kann damit innerhalb von zehn Sekunden von einem Bankkonto zum anderen geschickt werden – sofern die Sparkasse oder Bank der Empfänger:innen dies schon unterstützt.
Laut der EZB-Zahlungsverkehrsstatistik waren es im ersten Halbjahr 2024 gerade mal 15 Prozent der Transaktionen im Euroraum, die als Echtzeitüberweisungen getätigt wurden. Das lag zum einen daran, dass viele Banken die Möglichkeit gar nicht angeboten hatten, und zum anderen kostete Instant Payment meistens unverhältnismäßig viel mehr als eine herkömmliche Überweisung.
Das könnte sich jetzt ändern: Zunächst müssen nach der neuen Verordnung alle Banken seit Jahresbeginn den Empfang von Echtzeitüberweisungen ermöglichen, ab Oktober dann auch das Versenden – und das darf Kund:innen dann nicht mehr kosten als eine klassische SEPA-Überweisung.
Es ist höchste Zeit dafür, wenn man bedenkt, dass wir längst im On-Demand-Zeitalter leben. Wir sind es aus so vielen Bereichen gewohnt, dass alles sofort verfügbar ist: von E-Mails und Messengern wie Whatsapp bis hin zu Videoinhalten per Netflix und Co. und sogar Lebensmittel- oder Medikamentenversand innerhalb kürzester Zeit. Da wirkt es schon reichlich aus der Zeit gefallen, dass wir – bislang – auf unser Geld teilweise Tage warten mussten.

Wann Instant Payment Sinn ergibt – und wann nicht
Ich habe Instant Payment in den letzten Wochen bereits so intensiv genutzt, dass ich mich mittlerweile in meinem Finanzmanagement fast eingeschränkt fühle, wenn ich mal wieder einige Tage auf eine Überweisung warten muss. Mein Fall ist allerdings auch speziell, unter anderem weil mir als Freiberuflerin regelmäßig Geld von meinem Geschäfts- auf mein Privatkonto überweise. Wenn das schnell erledigt ist, ist meine persönliche Liquidität äußerst dankbar. Und es fühlt sich auch einfach komisch an, wenn auf Konto A das Geld schon weg ist, bei B aber noch nicht angekommen ist.
Weitere Anwendungsfälle, für die Echtzeitüberweisungen praktisch sind und die nicht so speziell sind wie meine: das Begleichen von Auslagen bei Freund:innen oder auch vereinzelt im Online-Shopping für „Request to pay“ (RTP). Bei dem digitalen Zahlungsanforderungsverfahren sendet ein Zahlungsempfänger die Aufforderung direkt an die zahlende Person, die diese dann mit wenigen Klicks autorisieren kann. Die Zahlungsinformationen sind dann schon vorausgefüllt, sodass Fehler vermieden werden. So wirklich sinnvoll – weil schnell und effizient – wird RTP eben dann, wenn die offenen Summen in Echtzeit beglichen werden können. Das hat das Potenzial, Online-Shopping nochmal zu vereinfachen.
Und klar: In sehr vielen Fällen ist es nicht nötig, dass eine Überweisung sofort ankommt. Die Stromrechnung oder die Miete zum Beispiel profitieren eher nicht von der Geschwindigkeit. Und dann gibt es noch die Fälle, in denen Instant Payment sogar problematisch sein kann – insbesondere, wenn man die Empfänger:innen nicht kennt.
Auch der Betrug funktioniert dann in Echtzeit
Wie die Verbraucherzentrale NRW beispielsweise warnt, kann man in Echtzeit überwiesenes Geld nämlich schwerer wieder zurückholen. Denn natürlich nutzen auch Betrüger:innen die Schnelligkeit des neuen Verfahrens aus. Sie geben sich zum Beispiel als Banken oder Behörden aus und betonen, dass nur eine Überweisung im Instant-Payment-Verfahren eine Kontosperrung oder Ähnliches abwenden kann. Und wenn man dann per Echtzeitüberweisung das Geld gesendet hat, können die Betrüger:innen es dank eben dieser Technologie noch schneller weiter überweisen. So verschwindet eine gerade überwiesene Summe quasi innerhalb einer Minute unwiederbringlich.
Immerhin: Wer versehentlich einen Zahlendreher in der IBAN hat, dem helfen ab Oktober die ebenfalls per EU-Verordnung geschaffenen neuen Regelungen zum sogenannten IBAN-Name-Check: Banken müssen dann bei einer Überweisung den Namen mit der IBAN abgleichen und Kund:innen warnen, falls es Unstimmigkeiten gibt. Bisher wurde zwar die IBAN geprüft, aber IBAN und Empfänger:in wurden nicht abgeglichen.
Dass Instant Payment diese Pflicht jetzt auch für SEPA-Überweisungen mit sich zieht, ist ein großer Pluspunkt und stärkt grundsätzlich mein Vertrauen in die neue Technologie.

Banken und Sparkassen haben mit der Echtzeitüberweisung jetzt ein weiteres Zahlungsverkehrssystem, für das sie sich intensiv um die Betrugsprävention kümmern müssen. In Zeiten von KI sollte es für die Finanzinstitute aber ohnehin schon Standard sein, sich immer wieder neu mit den Möglichkeiten des kriminellen Missbrauchs einzelner Methoden zu beschäftigen, um dann bestmögliche Gegenmaßnahmen bereitzuhalten.
Finanzbildung als zusätzlicher Schutzschild
Doch nicht nur die Finanzinstitute selbst müssen die Risiken von Instant Payment kennen, auch die Verbraucher:innen sind in der Pflicht, sich ausreichend damit zu beschäftigen, um die Vor- und Nachteile zu verstehen. Und damit zeigt sich wieder einmal, wie wichtig Finanzbildung und das finanzielle Empowerment der Bürgerinnen und Bürger ist. Denn nur wer gut informiert ist, kann Technologien und ihre Risiken einfach besser einschätzen.
Noch kann ich einfach entscheiden, ob eine Überweisung jetzt wirklich der Schnelligkeit des Instant-Verfahrens bedarf oder nicht. Bei meiner digitalen Hausbank jedenfalls ist der Haken für die Echtzeitüberweisung nicht standardmäßig gesetzt.
Doch auf kurz oder lang werden Echtzeitüberweisungen die klassische SEPA-Überweisungen ablösen. Die EU hat die entsprechende Verordnung mit dem Ziel verabschiedet, dass SEPA Instant der neue europäische Standard wird. Das Verfahren soll unseren Finanzmarkt unabhängiger von US-amerikanischer Technologie machen, also von Kreditkarten und Paypal.
Also ja, die Betrugsgefahr ist höher, doch das wird vermutlich nichts daran ändern, dass Echtzeitüberweisungen zum neuen Standard werden. Sie sind zeitgemäß und es war definitiv überfällig, dass sie jetzt verpflichtend angeboten werden müssen und für Verbraucher:innen nicht mehr teurer sein dürfen als eine normale SEPA-Überweisung.
Solange wir noch die Wahl haben, können wir von Fall zu Fall unterscheiden, ob wir tatsächlich die Geschwindigkeit des Instant-Verfahrens brauchen. Doch mittelfristig müssen Verbraucher:innen grundsätzlich mehr geschult werden in digitaler und finanzieller Kompetenz, damit sie Betrügereien , die den neuen Standard als „Einfallstor“ nutzen wollen, rechtzeitig erkennen können.
Autor

Caro Beese
Journalistin & Content Creatorin, Schwerpunkt Female Finance & Digital Banking
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