Die Deutschen und ihr Bargeld - (k)eine Liebe für immer?

08.08.2022

Obwohl die Bargeldnutzung zurückgeht, sind Scheine und Münzen weiterhin das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel in Deutschland. Gleichzeitig gewinnen unbare Zahlungen immer mehr an Bedeutung. Das zeigt die sechste Studie der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland für das Jahr 2021.

Die Deutschen bezahlten 2021 mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Warenkäufe und Dienstleistungen mit Banknoten und Münzen. In der letzten großen Erhebung der Bundesbank aus dem Jahr 2017 waren es noch 74 Prozent – wie sie in ihrer Pressemitteilung berichtet. Der geringere Einsatz von Bargeld sei vor allem darauf zurückzuführen, dass während der Corona-Pandemie mehr Menschen im Internet einkauften.

„Weder Digitalisierung noch Pandemie konnten das Bargeld verdrängen. Wenn es um’s Bezahlen geht, ist Bargeld in Deutschland nach wie vor mit Abstand am beliebtesten“, erläuterte Johannes Beermann, das für Bargeld zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank.

Die Deutschen und ihr Bargeld - (k)eine Liebe für immer?
© Deutsche Bundesbank

Auch wenn Bargeld im Laufe der Pandemie seltener zum Einsatz kam, halten es der Bundesbank zu Folge viele Befragte für zuverlässig, schätzen den Schutz der Privatsphäre und den guten Ausgabenüberblick. Gemessen am Umsatz hätte der Bargeldanteil noch 30 Prozent betragen. Im Durchschnitt hätten Privatpersonen rund 100 Euro im Portemonnaie gehabt – damit fast genauso viel wie vor vier Jahren (103 Euro). Die große Mehrheit der Befragten (69 Prozent) plane, auch zukünftig unverändert mit Bargeld bezahlen zu wollen.

Kartenzahlungen und Internetbezahlverfahren nehmen zu

Von allen erfassten Zahlungen an der Ladenkasse, in der Freizeit, im Onlinehandel und bei weiteren Zahlungsanlässen seien 29 Prozent mit einer Karte getätigt worden. Bezogen auf den Umsatz seien es 40 Prozent.

Debitkarten (in Deutschland vor allem die Girocard) waren laut der Bundesbank mit 23 Prozent aller Transaktionen das am zweithäufigsten verwendete Zahlungsmittel, bei einem Umsatzanteil von 30 Prozent. Mit 6 Prozent der Transaktionen seien auch Kreditkarten bedeutsamer geworden. Die Deutschen hätten die Kreditkarte vor allem gezückt, um größere Beträge zu bezahlen. Das und der vermehrte Einsatz von Kreditkarten im Onlinehandel hätten dazu geführt, dass sich ihr Umsatzanteil seit 2017 auf 10 Prozent verdoppelte.

Die Deutschen und ihr Bargeld - (k)eine Liebe für immer?
© Deutsche Bundesbank

Der Anteil des Onlinehandels am gesamten Umsatz sei von 6 Prozent im Jahr 2017 auf aktuell 24 Prozent gestiegen. Dies sei mit einem veränderten Ausgabeverhalten einhergegangen: 5 Prozent aller Transaktionen hätten die Menschen mit Internetbezahlverfahren beglichen. Im Vergleich zum Jahr 2017 verdoppelte sich ihr Umsatzanteil auf 8 Prozent. Betrachte man nur die Einkäufe im Onlinehandel, seien knapp die Hälfte aller Transaktionen mit Internetbezahlverfahren abgewickelt worden; ihr Umsatzanteil hätte 33 Prozent betragen.

Mehr Menschen zücken Smartphone oder Wearables an der Kasse
Neben der Verlagerung von Einkäufen in das Internet gewann laut Bundesbank das mobile Bezahlen mit Smartphone und Wearables weiter an Bedeutung. So würden schon 17 Prozent der Smartphonebesitzer:innen damit an der Ladenkasse bezahlen. Bei Besitzer:innen einer Smartwatch oder eines Fitnessarmbandes mit Bezahlfunktion hätte der Anteil 27 Prozent betragen. Smartphone und Wearables würden sich damit zunehmend als Alternative zum Bezahlen durchsetzen, seien aber noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen.

„Ich erwarte, dass in Deutschland künftig immer mehr Menschen ihren physischen Geldbeutel gegen eine elektronische Wallet eintauschen“, fasste Burkhard Balz, das für Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, die aktuellen Entwicklungen zusammen.

Die Studie zeige außerdem, dass bereits 34 Prozent der Befragten Apps zum einfachen Versenden und Empfangen von Geld nutzten.

Die Deutschen und ihr Bargeld - (k)eine Liebe für immer?
Stephan Arounopoulos

Presse und Öffentlichkeitsarbeit


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